DIE IG MUSIK KÄMPFT WEITER FÜR EINE ZEITGEMÄSSE MUSIKFÖRDERUNG
10. Januar 2022
Die IG Musik geht mit ihrer Initiative in die nächste Phase. Sie veröffentlicht eine neue Fassung des Initiativtexts, der Ende Januar zur Prüfung vorgelegt wird, und startet mit der Sammlung der erforderlichen 3000 Unterschriften voraussichtlich am 19. März.
Das Ziel der Initiative ist nach wie vor dasselbe: eine öffentliche Förderung, die zeitgemäss ist, weil sie alle Musikgenres und alle Produktionsformen angemessen berücksichtigt. Unsere diverse Gesellschaft hört mehr als nur Orchestermusik. Und es gibt nicht nur Institutionen, sondern auch freie Musikschaffende, die ebenfalls auf angemessene Unterstützung angewiesen sind.
Die Initiative will, dass der Kanton Basel-Stadt das freie, nicht-institutionelle Musikschaffen künftig mit mindestens einem Drittel des jährlichen Musikbudgets fördert. Für die Umsetzung der neuen Regelung ist eine Frist von 4 Jahren vorgesehen.
Seit der Veröffentlichung des ersten Entwurfs im Sommer 2021 hat sich viel getan bei der IG Musik. Sie kämpft zum Beispiel mit ihrer neuen Fassung der Initiative auch explizit für nicht- institutionelle Spielstätten, Veranstaltende und Strukturförderung – und nicht wie bis anhin nur für die freischaffenden Künstler*innen. Die Community der IG Musik ist gewachsen: Auch Freischaffende aus dem Klassikbereich unterstützen die Initiative. Zudem hat das Initiativkollektiv die Basler Verhältnisse in der Musikförderung mit denjenigen in anderen Städten verglichen – eine Erhebung, die es so in der Schweiz bisher noch nicht gegeben hat.
Betreffend der Finanzierung des geforderten Drittels hat die IG Musik eine klare Haltung: Die Politik ist in der Verantwortung, sich zu überlegen, wie man den historisch gewachsenen Misss tand beseitigt: Wird das Förderungsbudget erhöht oder umverteilt? Wenn sich Basel weiterhin Musikstadt rühmen will, müsste man sich eine Erhöhung eigentlich leisten.
Die IG Musik ist also dran und meint es ernst.
INITIATIVE FÜR ZEITGEMÄSSE MUSIKFÖRDERUNG
96% der öffentlichen Fördermittel gehen an Institutionen. Davon 90% an Orchester. Für die musikalische Vielfalt sorgen aber vor allem Freischaffende.
JA zur Förderung aller Musikstile
JA zur Förderung von Institutionen UND Freischaffenden
JA zur Vielfalt, die das Kulturfördergesetz verlangt
SITUATION
Der Kanton Basel-Stadt müsste laut Kulturfördergesetz für ein vielfältiges Musikangebot sorgen. Tut er aber nicht.
Von den rund 15 Mio. staatlichen Förderungsfranken gehen über 14.5 Mio. an Institutionen. 90% davon an Orchester. Für das freie Musikschaffen (inkl. Veranstaltenden und Spielstätten) verbleiben knapp 400’000.¹
Pro Jahr gehen also lediglich 4% an all jene, die das Angebot in Basel erst wirklich vielfältig machen. Rund 800 Freischaffende² sorgen dafür, dass es in Basel nebst Orchestermusik zum Beispiel auch Electronica, Hip-Hop, Jazz, Pop und Rock zu hören gibt.
96% für Institutionen, 4 % für alle anderen. Das ist leider die Realität heute. Mitgetragen von uns, denn die öffentliche Musikförderung sind wir, die Steuerzahler*innen. Wollen wir als diverse Gesellschaft wirklich so einseitig fördern? Brauchen wir nicht eine demokratischere Kultur- förderung, welche die vielfältigen Interessen in der Bevölkerung berücksichtigt?
Unsere Musikförderung braucht ein grundlegendes Update.
¹Quelle: Jahresbericht 2019 Abt. Kultur Kanton Basel-Stadt (Bereich Musik), Jahresbericht RFV Basel 2019
²Gemäss Umfrage der IG Musik, Stand Dezember 2021. Die Erhebung ist nicht abgeschlossen. Es ist davon auszugehen, dass es deutlich mehr sind.
STÄDTEVERGLEICH
Die IG Musik hat die öffentlichen Kultur- und Musikausgaben (2019) der Städte Basel, Bern, Lausanne und Zürich verglichen. Überall geht der grösste Teil der Musikförderung an Institutionen im Bereich klassische Musik. In Basel ist das Verhältnis am extremsten: Nirgendwo erhalten freie Musikschaffende, kleinere Spielstätten und die diverse Programmförderung so wenig Unterstützung.
Wieviel wird für Musik ausgegeben? in Mio CHF Gesamtausgaben Kultur Ausgaben Musik 30 30 BASEL BERN LAUSANNE ZÜRICH 17.25 14.89 11.15 25.78 2.23 0.36 1.32 0.46 BASEL BERN LAUSANNE ZÜRICH 14.76 14.89 10.62 25.62 1.85 2.83 2.4 0.49 BASEL BERN LAUSANNE ZÜRICH
Wer profitiert von der Musikförderung? in Mio CHF Institutionen freie Musikschaffende Welche Genres werden mit wie viel Geld gefördert? in Mio CHF Klassik inkl. Alte Musik und zeitgenössische Musik andere
INITIATIVTEXT
Initiative für zeitgemässe Musikförderung Der Kanton Basel-Stadt macht öffentliche Musikförderung, welche der Interessenvielfalt und den Bedürfnissen der heutigen Gesellschaft Rechnung trägt.
Der Kanton Basel-Stadt unterstützt deshalb künftig neben Institutionen verstärkt auch freies Musikschaffen mit angemessener Förderung und sorgt damit für ein vielfältiges Musikangebot.
Zu diesem Zweck wird folgende Regelung mit Annahme der Initiative innert 4 Jahren umgesetzt:
NUTZEN
Mit Annahme der Initiative wäre jährlich zum Beispiel Folgendes möglich:
Ansprechpartner für Medien
Fabian Gisler, IG Musik
079 456 28 07
fabian@musikvielfalt.ch
musikvielfalt.ch